Die Stadt Brüssel mit ihren rund 180.000 Einwohnern ist nicht nur die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Belgien, hier ist auch der Hauptsitz der Europäischen Union. Jeder zehnte Belgier wohnt im Großraum Brüssel. Die überwiegende Mehrheit spricht Französisch, aber, so ein Bonmot, nur zwischen 18 und 8 Uhr. Tagsüber pendeln Hunderttausende Flamen zur Arbeit in die Stadt, dann erklingt – neben Englisch, Spanisch, Kongolesisch und anderen Sprachen – vor allem Niederländisch. Endgültig kosmopolitisch wird das Brüsseler Völker- und Sprachgemisch durch die „Immigrés de luxe” aus EU- und Nato-Kreisen. Die EU-Kommission, internationale Vertretungen und das EU-Parlament sind im Europaviertel angesiedelt. Dort bietet das Parlamentarium, eine dynamische und interaktive Multimediaausstellung, eine Entdeckungsreise durch die Instanz, die die Bürger Europas auf EU-Ebene vertritt. Das Parlamentarium ist täglich geöffnet und empfängt seine Besucher in allen 24 Sprachen der EU. Der Eintritt ist frei.

Die belgische Hauptstadt unterteilt sich in Ober- und Unterstadt. Jede Hälfte hat ihr Zentrum und verschiedene Stadtteile mit jeweils eigener Atmosphäre. Die Oberstadt ist großbürgerlich – mit exotischen Einsprengseln wie dem kongolesischen Matongé-Viertel. Der prunkvolle Hof der Herzöge von Brabant und später Burgund, schließlich der Hof von Kaiser Karl V. und seinen habsburgischen Nachfahren, zog den Hochadel an. Unten lebten die bürgerlichen Patrizier und Handwerker. Die herrliche Grand Place mit Rathaus und prächtigen Zunfthäusern zeugt von Macht und dem Reichtum ihrer Bürger. Seit alters her pulsiert hier das Leben. Einheimische, Zugezogene, Besucher, Hochzeitspaare und Staatsgäste mischen sich auf dem Pflaster des „schönsten Theaters der Welt”, die Gaststätten mit ihren Terrassen bilden seine Logen. Wie durch ein Wunder überstand das prachtvolle Rathaus die Bombardierung Brüssels durch Ludwig XIV. im Jahr 1695. Der 91 m hohe, von Michael, dem Schutzheiligen der Stadt, gekrönte Turm gliedert die mit Skulpturen übersäte, spätgotische Fassade asymmetrisch. Die Handwerkerzünfte, neben den Patriziern tragende Säulen der Brüsseler Gesellschaft, bauten ihre stattlichen Häuser an der Grand Place nach der Zerstörung 1695 im Rekordtempo und noch schöner als zuvor wieder auf. Auch deshalb zählt die Grand Place heute zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als einer der schönsten Plätze der Welt.

Nur wenige Schritte entfernt wurden die majestätischen 200 Meter langen, denkmalgeschützten Galeries Royales Saint-Hubert 1847 von dem Architekten Cluysenaer im Stile der florentinischen Renaissance erbaut und bieten heute unter ihrem prachtvollen Glasdach eine in Brüssel einmalige Mischung aus Kultur und Luxusboutiquen. 1912 wurden hier in einem vornehmen Laden die Pralinen geboren. Der junge Apotheker Jean Neuhaus wollte bittere Pillen versüßen und begann sie mit gerösteten Nüssen, Sahne oder einem Schokomäntelchen zu umhüllen. Er nannte seine Kreationen Pralinen und wurde bald zum Chocolatier Neuhaus. Heute darf sich Chocolatier nennen, wer mindestens 24 verschiedene Sorten produziert.

Eine weitere kulinarische Spezialität des kleinen Belgiens sind Pommes frites. Vielen gelten die belgischen als die Leckersten der Welt, denn sie werden aus frischen Kartoffeln gemacht und nicht aus Tiefkühlware. Brüssels Beste gibt es angeblich in der „Maison Antoine“ am Place Jourdan im Europaviertel. Fragt man den Inhaber der Frittenbude, worin das Geheimnis der belgischen Pommes liegt, lächelt er. „Da gibt es kein Geheimnis. Sie brauchen gute Kartoffeln, am besten die Bintje, außerdem frisches Rinderfett und ein bisschen Zeit”. Denn belgische Pommes kommen zweimal in die Fritteuse: Beim ersten Mal garen sie, das zweite Bad verleiht ihnen die krosse Kruste.
Neben Pralinen und Pommes frites ist auch belgisches Bier weltberühmt. Abtei-, Trappisten- oder Fruchtbiere, hell oder dunkel, leicht oder stark – die Auswahl ist riesig. Einige der über 500 verschiedenen Biersorten tragen Namen wie „Verbotene Frucht” oder „Delirium Tremens”. Die Vielzahl belgischer Biere geht mit einer lebendigen Bierkultur in Bars und Cafés einher. Jedes Bier wird mit seiner idealen Temperatur und im passenden Glas serviert. Für das deutsche Reinheitsgebot haben die Belgier nur ein mitleidiges Lächeln übrig – ihre Biere haben Zutaten wie Kirschen, Bitterorangen, Koriander, Wacholder oder Safran.

Unser Tipp für Einsteiger: Kosten Sie ein Geuze, das ist eine Cuvée zweier Jahrgänge von Lambic-Bieren. Dieses Bier gilt als der Champagner Brüssels.