Faszinierendes Fjord-Norwegen

Die norwegischen Fjorde an der Westküste des skandinavischen Landes sind Kunstwerke der Natur. Sie entstanden als sich die Gletscher zurückzogen und Meereswasser die tiefen Täler flutete. Dank des Golfstroms und warmen Luftströmungen (Coriolis-Effekt) genießen Norwegens Fjorde ein mildes Klima und bleiben auch in kalten Wintern nahezu eisfrei. Seehunde, Schweinswale und viele verschiedene Fischarten tummeln sich hier, Adler und andere Vogelarten segeln über sie hinweg.

Die Hansestadt Bergen, für viele Norwegens schönste Stadt, liegt am Inneren Byfjord und wird gerne als „Tor zu den Fjorden“ bezeichnet. Die Wurzeln der über 900 Jahre alten, zweitgrößten Stadt des Landes reichen bis weit in die Wikingerzeit zurück. Als einer der wichtigsten Sitze der Hanse war Bergen mehrere Jahrhunderte lang Zentrum des florierenden Handels zwischen Norwegen und dem Rest der Welt. Die alte Hafenfront Bryggen ist das prägnanteste Zeugnis aus dieser Zeit und zählt heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hier findet man heute zahlreiche Restaurants, Läden mit Kunsthandwerk und historische Museen. Darüber hinaus ist Bergen berühmt für seine sieben Berge rund um das Stadtzentrum. Der Hafen von Bergen ist einer der geschäftigsten Seehäfen Europas und Ausgangspunkt der Schiffe der Hurtigruten.

Südlich von Bergen erstreckt sich der 179 km lange und bis zu 900 m tiefe Hardangerfjord, ist der zweitlängste Fjord des Landes und zweifellos einer der schönsten. Hohe Berge, Wasserfälle und idyllische Obstgärten prägen die fantastische Landschaft. In der Region rund um einen der längsten Fjorde der Welt werden Traditionen und das reiche kulturelle Erbe gepflegt: die Hardanger-Fiedel, die Hardanger-Trachten und die Hardanger-Stickerei sind in Norwegen sehr bekannt und werden als Nationalsymbole betrachtet. Während des 13. Jahrhunderts brachten englische Mönche den Obstanbau nach Hardanger. Heute kommt rund 40% des gesamten norwegischen Obstes aus der Hardangerfjord-Region.
Der Hardangerfjord teilt sich im Landesinneren in die kleineren Eid- und Sörfjorde auf.

Die rund 8.000 km² große Hardangervidda ist die größte Hochebene Europas und liegt etwa 175 Kilometer östlich von Bergen. Seit 1981 sind 3.422 km² des Plateaufjells als größter Nationalpark Norwegens geschützt. Für viele polare Tier- und Pflanzenarten ist die im Mittel zwischen 1200 m und 1400 m hoch und oberhalb der Baumgrenze gelegene Hardangervidda aufgrund der hier herrschenden extremen klimatischen Bedingungen das südlichste Verbreitungsgebiet. Deshalb nutzen schon die Polarforscher Roald Amundsen und Fridtjof Nansen das Hochplateau, um ihre Expeditionen zu planen und sich vorzubereiten. Heute ist sie der Lebensraum von Europas größter Rentierherde. Im Nordwesten der Hochebene befindet sich mit dem 1876 m hohen Plateaugletscher Hardangerjøkulen einer der größten Gletscher des Landes. Der Hårteigen inmitten des Plateaus ist das Wahrzeichen der Hardangervidda. Mit der Gipfelspitze in 1.690 Metern Höhe und der charakteristischen Hutform ist er von beinahe jedem Punkt der Hochebene aus zu sehen. Die Fahrt vom von Obstbäumen gesäumten Hardangerfjord durch das wunderschöne Måbøtal mit dem spektakulären 182 m hohen Wasserfall Vøringsfossen hinauf zur unwirtlichen Hardangervidda lebt von den Kontrasten und bietet ein einzigartiges Naturerlebnis.

Der Sognefjord bahnt sich von der Küste nördlich von Bergen bis zu den mächtigen Gebirgszügen des Nationalparks Jotunheimen und den blauen Gletschern des Nationalparks Jostedalsbreen seinen Weg ganze 204 km ins Landesinnere. An seiner tiefsten Stelle misst der Sognefjord über 1300 m, während die am Fjord liegenden Berge sich zu Höhen von mehr als 1700 m erheben. Der schmalste und bekannteste Fjordarm, der Nærøyfjord, ist an seiner engsten Stelle nur 250 m breit. Seit 2005 wird er als UNESCO-Welterbe geführt. Weitere malerische Fjordarme sind der Lusterfjord, der Fjærlandsfjord und der Finnafjord. Wegen des Schmelzwassers der Gletscher schillern sie oft smaragdgrün. Lærdal mit der außergewöhnlichen Stabkirche Borgund und Flåm im innersten Teil des Aurlandsfjords als Ausgangspunkt der berühmten Flåmbahn sind weitere Anziehungspunkte. Die 20 km lange Bahnreise mit der Flåmbahn durch Norwegens wildeste und eindrucksvollste Landschaft führt durch tiefe Schluchten, vorbei an tosenden Wasserfällen, die steile Felsen hinab stürzen, schneebedeckten Berge und Gebirgshöfen, die sich in schwindelerregender Höhe an steile Abhänge klammern. Der Zug überwindet bei seiner Fahrt 864 m Höhenunterschied und ist eine der steilsten Eisenbahnstrecken der Welt auf Normalspur.