VENEDIG – KÖNIGIN DER ADRIA

Venedig wurde inmitten einer 555km² großen Lagune auf mehr als 100 Inseln erbaut. Heute ist die „Königin der Adria” eine der meistbesuchten Städte Europas.

Durch die geografische Lage begünstigt, entwickelte sich Venedig ab dem 10. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Handelsmetropolen im Mittelmeerraum, bereits Mitte des 11. Jahrhunderts galt es als mächtigste Seestreitmacht im Mittelmeer. Durch die Einnahme Konstantinopels – das heutige Istanbul – zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die „Königin der Adria“ zu einer der größten See- und Handelsmächte dieser Zeit, ihr Einfluss reichten von der Ostküste der Adria über Konstantinopel bis zur „Levante“, heute die Region von Syrien, Libanon, Jordanien und Palästina.
Im 15. Jahrhundert begann man die ersten der über 200 Adelspaläste, die heute den Canal Grande säumen, im Stil Gotik zu errichten.
Nach der Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Indien verlagerte sich der Welthandel und die von Venedig beherrschten Handelswege verloren an Bedeutung. Aber schon bald entwickelte sich die an Kunstschätzen reiche Lagunenstadt zu einem Anziehungspunkt für Touristen. Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts kamen jährlich 30.000 Fremde in die Stadt, ein Besuch in Venedig gehörte bald zum klassischen Bildungsprogramm des Italienreisenden.
Im 19. Jahrhundert eroberten Napoleons Truppen Venedig, der letzte Doge musste abdanken, die Republik Venedig wurde zum Spielball fremder Mächte, gehörte mal zu Italien, mal zu Österreich. 1866 schloss sich Venedig dem geeinigten Italien an und wurde Hauptstadt der Provinz Veneto.

Venedig wurde inmitten einer 555km² großen Lagune auf mehr als 100 Inseln erbaut. Diese Inseln sind durch über 400 Brücken miteinander verbunden. Mehr als 150 Kanäle durchziehen die Stadt – der gesamte Personen- und Güterverkehr findet auf dem Wasser statt. Die Straßen Venedigs – es sind eher Gassen und Gässchen – können nur von Fußgängern genutzt werden, Autos, Motorroller und Fahrräder sind in der Lagunenstadt verboten. Früher waren Gondeln das traditionelle Fortbewegungsmittel in Venedig, heute nutzen die Einheimischen überwiegend Motorboote.
Der Canal Grande, das letzte Stück des nördlichen Armes des Flusses Brenta, ist die knapp vier Kilometer lange, 30 – 70 Meter breite Hauptwasserstraße der Lagunenstadt. Bis zur Errichtung der Scalzi- und der Accademia-Brücke im 19. Jahrhundert war die zwischen 1588 und 1591 erbaute Rialtobrücke die einzige feste Verbindung über den Kanal. Ergänzend ermöglichen heute die vom spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava entworfene „Ponte della Costituzione“, städtische Wasserbusse (Vaporetti) und Verbindungen mit Gondelfähren (Traghetti) ein Übersetzen über den Canal Grande.
Venezianische Gondeln – das Wahrzeichen der Lagunenstadt

Jede Gondel ist ein verzogenes Wesen, denn sie ist auf der linken Seite 16 Zentimeter länger und bis zu 24 breiter als rechts. Aber nur durch diesen Kunstgriff gleicht sie das Gewicht des Gondoliere aus, der links steht und rechts steuert. Das Ruder liegt auf einer Forcola (Gabeln), ihr Pendant am anderen Gondelende ist eine beilartige metallene Spitze, die den Hut des Dogen symbolisiert und „Ferro“ genannt wird. Dieser ist gekrümmt wie der Canal Grande, die sechs Zähne symbolisieren die sechs Stadtteile Venedigs, ein siebter Zacken, der nach hinten zeigt, steht für die Insel Giudecca. Die klassischen, handgearbeiteten Gondeln bestehen aus 280 Teilen und neun Holzarten, einem ausgeklügelten Zusammenspiel von Funktion und Gewicht. Der Boden ist aus Fichte, die sich im Wasser ausdehnt, die Außenwände sind aus harter Eiche, damit Karambolagen mit anderen Booten oder Hauswänden möglichst folgenlos bleiben. Heck und Bug bestehen aus Linde, die Sparren aus Lärche. Die Streben werden aus Ulme gefertigt, die Abdeckung aus Mahagoni und die Fahrgäste sitzen auf Kirschholzbänken. Die Stange des Riemens ist aus Buche, seine Ruderfläche aus der Wurzel des Nussbaums.

Zum kommerziellen Führen einer venezianischen Gondel bedarf es einer Lizenz, von denen es derzeit rund 450 in Venedig gibt. Der Preis der in ca. 500 Stunden hergestellten Boote soll sich derzeit um € 30.000 bewegen.