Mecklenburg-Vorpommern: Ostsee & Hansestädte

Blaues Meer, kilometerlange weiße Sandstrände, traditionsreiche Seebäder, die zum Promenieren einladen und Hansestädte, deren von rotem Backstein geprägtes Stadtbild von einstigen Blütezeiten zeugt – so präsentiert sich die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns.

Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst besticht mit einer einzigartigen Naturlandschaft, in der Wind und Wellen die Küste immer neu erschaffen, Hirsche über den Strand spazieren und Tausende Kraniche rasten. Fisch- und Seeadler haben sich diese Regionen als ihr Zuhause gewählt, Hinweisschilder am Straßenrand machen auf den Fischotter aufmerksam, Zehntausende von Kranichen kommen jeden Herbst in die flachen Gewässer zwischen Zingst und Rügen. Die untergehende Sonne verdunkelt sich, wenn sie in den Abendstunden der Spätsommer- und Herbsttage von ihren Futterplätzen mit trompetenhaften Rufen in die Nachtquartiere einschweben, bevor es weitergeht auf die lange Reise in den Süden.
Wie die Kreidefelsen auf Rügen gehört der Darß zu den rund 20 Prozent der Landesfläche Mecklenburg-Vorpommerns, die unter besonderem Schutz steht. Zwei Nationalparks, ein Naturpark und ein Biosphärenreservat bewahren die Naturschönheiten der Ostseeküste. Typisch für das Fischland und den Darß sind die von Westwinden bizarr verformten Kiefern, deren Kronen manchmal fast waagerecht zur windabgeschirmten Seite wachsen und die deshalb Windflüchter genannt werden. Der Leuchtturm Darßer Ort ist der älteste noch in Betrieb befindliche, seit 1848 leuchtet er den Schiffen den Weg. Das höchste Blinkfeuer eines deutschen Leuchtturms schickt der Buk vom Bastorfer Berg bei Kühlungsborn in die Dunkelheit – aus 93,5 m Höhe.

An der Küste laden historische Seebäder mit ihrem Architekturmix zum Bummeln ein. Hotels und Villen schmücken sich mit verschnörkelten Türmchen, verzierten Loggien, putzigen Dachaufbauten und korinthischen Säulen. Sie geben den Seebädern von Boltenhagen im Westen bis Ahlbeck auf Usedom ein unverwechselbares Gesicht und verweisen auf die lange Tradition – schließlich wurde der Badeurlaub an der Ostsee in Mecklenburg „erfunden”. Großherzog Friedrich Franz I. bekam von seinem Leibarzt den Rat, im Meer zu baden. Seine Hoheit sah sich um, der Heilige Damm gefiel ihm – so entstand hier 1793 Deutschlands erstes Seebad und Doberan wurde die Sommerresidenz des Herzoghauses Mecklenburg-Schwerin. Badekuren und Strandurlaub kamen rasch in Mode, zumindest bei jenen, die das Geld dafür hatten. Schlichte Fischerdörfer mauserten sich zu eleganten Seebädern. Wer sich heute wie ein Badegast zu Kaisers Zeiten fühlen möchte, steigt in die Schmalspurbahn „Molli”, die seit 1886 zwischen Kühlungsborn und Bad Doberan dampft und zischt. Weichen und Schrankenbäume werden vom Zugleiter noch per Hand bedient.

Am Strand des Ostseebads Warnemünde bei Rostock stand 1882 der allererste Strandkorb. Der Rostocker Hofkorbmachermeister Wilhelm Bartelmann hatte für eine ältere, rheumakranke Dame einen mit Markisenstoff überdachten Rohrstuhl als Windschutz gebaut, der einem aufrecht stehenden Wäschekorb glich. Bereits 1884 eröffnete Bartelmanns Ehefrau den ersten Strandkorbverleih an der Ostseeküste. Weltruhm erlangte der Strandkorb im Jahr 2007. Eigens für den G8-Gipfel in Heiligendamm fertigte man in der Strandkorbfabrik in Heringsdorf auf Usedom einen XXL-Strandkorb, in dem die Regierungschefs der führenden Industriestaaten Platz nahmen. Das Bild ging von Heiligendamm aus um die Welt.

In den Hansestädten entlang der Küste prägen die hoch aufragenden Türme der Backsteinkathedralen, in deren Schatten sich die Bürgerhäuser mit ihren hanseatischen Giebeln ducken, das Bild. Rot leuchten hier die Kirchtürme und Stadttore, die Bürgerhäuser und Klostermauern. Wer vor den Kirchen Wismars und Stralsunds steht, versteht, warum die Zentren der beiden Städte Weltkulturerbe geworden sind. Wie Rostock und Greifswald schmücken sie sich mit besonderen Perlen der Backsteingotik, den stummen Zeugen einstiger Macht. Backsteinarchitektur findet sich in erster Linie in Gebieten, in denen es keine ausreichenden Vorkommen an Naturstein gibt. Weil die Verbreitung der nördlichen Backsteingotik deutliche Gemeinsamkeiten mit dem einstigen Einflussgebiet der Hanse hat, ist sie zu einem Symbol dieses Städtebundes geworden. Die 1368 geweihte Kirche des Zisterzienserklosters Doberan gilt als das beste Beispiel für die Umsetzung mittelalterlichen Gestaltungswillens in Backstein. Zisterziensische Einfachheit und Strenge verbinden sich mit zeitgenössischen progressiven Baulösungen zu einem Bauwerk von höchster technischer und gestalterischer Perfektion. Das Doberaner Münster zählt zu den bedeutendsten hochgotischen Backsteinbauten in Europa, sein Hochaltar gilt als ältester Flügelaltar der Kunstgeschichte.